Wein degustieren für Fortgeschrittene

Hältst du dich beim Degustieren an diese drei Schritte, kann nicht mehr viel schief gehen: 

  1. Auge: Farbe und Farbtiefe sagen viel über die Weinsorte und das Alter aus.

  2. Nase: Aromen bestimmen - man unterscheidet zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiäraromen. Hier hilft es, in Farben zu denken. 

  3. Gaumen: Wein trinken und den Körper bestimmen durch Eigenschaften wie Tannine, Säure, Süsse etc. erkennen.

Auge: Alter bestimmen

Die Intensität oder Tiefe der Farbe sagt nichts über den Geschmack oder die Qualität eines Weins aus. Aber; man kann viel über die Weinsorte und das Alter aus der Farbe schliessen.

Beispiele:

  • Ein Pinot Noir ist fast durchsichtig und hellrot, ein Cabernet Sauvignon ist dunkel und tiefrot. 

  • Ist ein Rotwein rostrot, ist der Wein schon älter und lange gelagert worden. 

  • Die meisten Weissweine sind Zitronengelb. 

  • Ist ein Weisswein Gold- bis Bernsteingelb, ist er gelagert worden oder war im Fass. 

Nase: Aromen bestimmen 

Die meisten Weinaromen riecht man mit der Nase, nicht im Gaumen. Der Gaumen hilft, das was man in der Nase entdeckt hat, zu bestätigen. Daher liegt der Fokus beim Degustieren klar auf der Nase - also zuerst riechen, dann trinken! 

1) Schenkt ein und schwenkt zuerst mal nicht. Haltet eure Nase tief ins Glas und riecht. Riecht ihr nichts? Dann hat der Wein kein intensives Aroma, er ist eher verhalten. Erst dann dürft ihr ein- bis zweimal schwenken. 

2) Welche Farbe kommt dir in den Sinn, wenn du am Wein riechst? Tipp; stell dir einen Regenbogen vor. Welche Früchte, Beeren, Kräuter, Blüten oder auch sonstige Lebensmittel haben diese Farbe? Dann versuche diese Aromen im Wein zu entdecken. Diese Aromen kommen von der Traube und werden Primäraromen genannt.

Beispiele: 

  • Ein Weisswein riecht “gelb” - dann könnte Zitrone als Aroma passen.

  • Ein Weisswein riecht “grau” - Aromen wie Stein oder Mineralien könnte passen. 

  • Ein Rotwein riecht “rot” - riechst du Erdbeeren oder Himbeeren? Vielleicht Cassis?

  • Ein Rotwein hat “grüne” Noten - dann könnte er krautige Aromen haben, z.B. nach grüner Peperoni (sehr typisch z.B. in einem Cabernet Sauvignon).

Regenbogen aus Früchten und Gemüsen

Aroma Regenbogen

Es hilft, sich Aromen in Farben vorzustellen. Nach welcher Farbe riecht der Wein? Welche Frucht oder welches Gemüse hat diese Farbe?

3) Versuche, weitere Aromen zu erkennen - sogenannte Sekundäraromen, die sich entwickeln, wenn der Wein weiter ausgebaut, also nicht direkt nach der Herstellung in Flaschen abgefüllt wird.

  • Typisch ist die Lagerung im Holzfass. Wurde ein Wein für eine gewisse Zeit im Holzfass ausgebaut, entwickelte er Aromen wie Vanille, Rauch, Zedernholz, Kokosnuss, Schokolade, Kaffee etc. 

  • Weisswein kann eine Weile auf der Hefe gelagert werden, bevor er filtriert wird. Dann entwickeln sich Aromen nach Brioche, Toast, Brot, Biskuit etc.

4) Nun kommt die Kür - riechst du auch Tertiäraromen? Diese stammen von der Lagerung - denn wird ein Wein gelagert, ist er länger dem Sauerstoff ausgesetzt, ein Zapfen ist nämlich nie 100% dicht. 

  • Bei Rotwein entwickeln sich dadurch Aromen wie Leder, Waldboden, gekochten oder getrockneten Früchten (z.B. Pflaumen).

  • Beim Weisswein sind es Aromen wie Pilze, Honig, Marmelade oder getoastete Noten. 

Gaumen: Weinkörper

Im Gaumen spürt man vor allem den Körper des Weins. Nimm einen ersten Schluck und versuch folgendes herauszuspüren:

  • Süsse: Die meisten Weine sind trocken - aber schmeckt man vielleicht eine Restsüsse? Ein klebriges Gefühl nach dem Runterschlucken?

  • Säure: Je saurer, desto mehr regt der Wein den Speichelfluss an.

  • Tannine: Nur im Rotwein enthalten. Das sind die Gerbstoffe, sind also etwas bitter und lassen den Mund trocken erscheinen.

  • Alkohol: Löst ein wärmendes Gefühl aus. Weissweine haben tendenziell weniger Alkohol als Rotweine. 

  • Abgang: Wie lange bleibt das Weinaroma (nicht nur der Alkohol!) im Mund nach dem Herunterschlucken oder Ausspucken? Ab 10 Sekunden spricht man von einem langen, bis 5 Sekunden von einem kurzen Abgang.

Mit diesen Infos kann der Körper des Weins benannt werden. Man spricht von vollmundig oder schlank. Zucker und Alkohol führen zu einem vollen, Säure zu einem schlanken Körper.

Aromen und Körper im Wein zu benennen ist eine Aufgabe, die viel Übung bedarf! Also einfach immer wieder probieren, und sich trauen auszusprechen was man fühlt - es gibt kein Richtig oder Falsch!

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